Essen: Vom Werden einer Metropole

Sendung vom 18. / 19. Mai 2019

Sie ist älter als Berlin, Dresden oder München: rund 1.160 Jahre wechselvoller Geschichte liegen bereits hinter Stift und Stadt Essen. Essen lebt nicht nur von einer einzigartigen Vergangenheit, sondern auch von jenem typischen Ruhrgebiets-Menschenschlag. In einer Stadt, die 590.000 Menschen Heimat nennen und deren Gastfreundschaft mehr als doppelt so viele zu schätzen wissen – Jahr für Jahr. Aus vielerlei Gründen.

Starke Frauen

© Peter Wieler / EMG, Domschatz

Am Anfang standen nicht etwa Kohle und Stahl, sondern Essens starke Frauen. Es war um 850, als Altfrid, der spätere Bischof von Hildesheim, ein Stift für Töchter des sächsischen Hochadels gründete. Deren Wirken und spätere Macht offenbart sich noch heute in der Essener Domschatzkammer und besonders markant in Form der mehr als 1.000 Jahre alten Goldenen Madonna, der ältesten vollplastischen Marienfigur des Abendlandes.

Von Kohle und Stahl zur Kulturhauptstadt

Die goldenen Wurzeln der Stadt, sie mögen weit in die Vergangenheit zurückreichen. Tief unter der Erde jedoch schlummerte auch damals schon das schwarze Gold, das Essen schließlich zu einem der weltweit bedeutendsten Zentren der Montanindustrie machen sollte. Was vor nunmehr 200 Jahren, im Jahr 1811, in Altenessen mit der Gussstahlfabrik Friedrich Krupps begann, verwandelte sein Sohn Alfred zum größten Stahlkonzern des 19. Jahrhunderts.

© Peter Wieler / EMG, Zeche Zollverein

Erzählt wird diese vielleicht bedeutendste Geschichte der Stadt unter anderem im Ruhr Museum, dem „Gedächtnis und Schaufenster der Metropole Ruhr“. Und für ein solches kann es in Essen nur einen Standort geben: die Zeche Zollverein. Diese wurde 2001 in Verbund mit der sich anschließenden Kokerei zur UNESCO-Welterbestätte erhoben. Wo einst Kohle und Koks den Alltag bestimmten, erhebt sich heute der Doppelbock als Sinnbild einer neuen Art von Gestaltungskraft, die das komplette Revier elektrisierte: der Industriekultur. Der stählerne Gigant beherbergt in der ehemaligen Kohlewäsche nicht nur das Ruhr Museum, sondern ist, verteilt über das gesamte Areal, randvoll gefüllt mit Kunst, Kultur und Kreativität.

Kein Wunder also, dass unter dem Motto „Wandel durch Kultur – Kultur durch Wandel“ Essen 2010 als Bannerträgerin für das gesamte Ruhrgebiet von der UNESCO zur Kulturhauptstadt Europas gewählt wurde. Eine Auszeichnung, die Stadt und Region nachhaltig geprägt hat.

Kunst, Kultur und Kreativität

© Giorgio Pastore, Museum Folkwang

Zu Beginn des Kulturhauptstadtjahres wurde das Museum Folkwang mit seinem spektakulären Chipperfield-Neubau wiedereröffnet. Nicht erst seitdem zählt es zu den renommiertesten Kunstmuseen der Welt.

Inbegriff für schnörkellose Eleganz ist ebenso das 1988 vom finnischen Architekten Alvar Aalto entworfene Opernhaus. Es gehört mittlerweile zu den besten in Deutschland und genießt auch international hohes Ansehen. Den Vokalisten des Hauses stehen das Aalto Ballett Theater Essen und die Essener Philharmoniker dabei grundsätzlich in nichts nach; letzteren wurde mit der Philharmonie Essen im traditionsreichen Saalbau von 1905 ein zusätzliches, hochgeschätztes Refugium geschaffen. Ebenfalls eine der besten kulturellen Adressen des Landes ist das Grillo-Theater, mehrfach ausgezeichnet für seine unprätentiösen, jungen Inszenierungen.

Entertainment

Essen ist Kultur-Hochburg – und das nicht nur für Hochkultur. Die freie Kulturszene erfreut seit Jahren ein stetig wachsendes Publikum. Und auch in Sachen Entertainment wartet die Stadt mit vielerlei Highlights auf. Der Lichtburg etwa, Deutschlands größtem historischen Filmpalast, dem GOP Varieté Theater oder der legendären Grugahalle. Und auch im Entertainment lebt die Industriekultur fort: Sei es in der Zeche Carl, die sich als soziokulturelles Zentrum und mit Bühnenveranstaltungen einen Namen gemacht hat. Sei es in der ehemaligen „VIII. Mechanischen Werkstatt“ der Firma Krupp, die heute als Colosseum Theater der Schauplatz für Bühnenshows und Musicals in Essen ist.

© Peter Wieler / EMG

Ausgehen und Shopping

Wer zum Abschluss eines erfüllten Tages noch ausgehen möchte, den führen kurze Wege zu den zahlreichen Bars und Restaurants in die Innenstadt oder auf die beliebte „Rü“, wie die Rüttenscheider Straße liebevoll genannt wird. Sie gilt als beliebteste Shopping- und Flaniermeile außerhalb des Stadtkerns. Die Innenstadt wiederum fährt von der auswahlstarken Shopping-Mall bis zum inhabergeführten Spezialgeschäft alles auf, was einen Einkaufsbummel zu einem Erlebnis macht, denn Essen ist und bleibt „Die Einkaufsstadt“.

Messe- und Kongressstandort

Essen hat Vielfalt. Die gastronomische Seite der Stadt, sie lebt von der Melange aus 170 Nationen, die im Schmelztiegel Ruhrgebiet eine Heimat gefunden haben. Und die Gastfreundschaft endet nicht am Kochtopf: Essen stellt seinen Gästen mehr als 9.000 Hotelbetten zur Verfügung. Hier steht Essen gerne in der Pflicht als Messe- und Kongressstadt von internationalem Ruf. Die Messe Essen rangiert unter den Top Ten in Deutschland. Dies ist nur ein Grund für die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts. Zudem haben neun der 100 umsatzstärksten Unternehmen des Landes hier ihren Hauptsitz und finden etwa 800 Seminare, Tagungen und Kongresse mit rund 80.000 Teilnehmern jährlich in Essen statt.

Lebendige Wissenschaftsstadt

Essen ist eine Stadt mit Köpfchen – dafür sprechen über 30.000 Studierende an verschiedenen Hochschulen, diverse Forschungs- und Bildungseinrichtungen sowie bedeutende Stiftungen. Mit der Universität Duisburg-Essen und der FOM Hochschule sind sogar zwei Hochschulen in den deutschen TOP 20 nach Studierendenanzahl vertreten. Schon lange wird der Wissenschafts- und Innovationsstandort Essen von nationalen und internationalen Forschern, Studierenden und Institutionen geschätzt. Für eine weitere Vernetzung und Verdichtung sorgt die Initiative „Wissenschaftsstadt Essen“, in der Hochschulen, Forschungseinrichtungen und weitere begleitende Institutionen und Akteure aus Wirtschaft, Stiftungswesen, Bildung, Politik und Stadtverwaltung gemeinsam agieren.

Natur und Freizeit

© Johannes Kassenberg

© Peter Wieler / EMG, Baldeneysee

Die natürlichen Reize dieser Stadt erschließen sich den Besuchern ganz ohne Statistik: Essen ist heute die drittgrünste Stadt Deutschlands und Grüne Hauptstadt Europas 2017. Deren beliebteste grüne Lunge ist der 70 Hektar große Grugapark. Im tiefsten Süden gleichwohl läuft die Stadt in Sachen Grün zur Höchstform auf. Hier liegt der acht Kilometer lange Baldeneysee und damit Urlaub in der Luft. Und über allem thront die Villa Hügel, einst Stammsitz der Familie Krupp, heute Ausstellungsort der Extraklasse. Und wer die vielseitigen Facetten und Industriekulturhighlights der Stadt lieber auf dem Drahtesel erfahren möchte, dem stehen rund 160 Kilometer gut ausgebauter Radwege zur Verfügung. Das Grün vor Augen, die Ruhr zur Seite, die Sonne im Rücken – hier zeigt sich das Revier von seiner schönsten Seite.

Alle Informationen und viele nützliche Tipps für Ihren Citytrip nach Essen finden Sie im Internet unter www.visitessen.de.